Regisseurin und Filmproduzentin Anja-Therese Salomon erzählt, warum das Filmprojekt so wichtig ist:
„Wenn man nicht kämpft dann geht man unter. Und zwar bis in den Kanal hinunter. Dann bist du verloren, richtig verloren“. Rudolf weiß wie tief man sinken kann. Sieben Jahre lang lebte er in einem aufgelassenen Schacht hinter dem Wiener Rathaus. Beständig trug er sein allerwenigstes Hab und Gut, das ihm noch geblieben ist, mit sich rum. Er hatte alles verloren: seine Gesundheit und sein Zuhause. Die Abhängigkeit zwischen (Über)leben und Wohnen wird dabei zur Zerreißprobe für unsere gesellschaftliche Existenz. Wirklich Zuhause ist niemand hier (minima moralia)…
Wir haben für Obdachlose meistens keinen einzigen Blick übrig. So ein „Sandler“, ja, der passt irgendwie nicht so in unsere heile Gesellschaft. Sie seien ohnehin selbst schuld. Wer nicht ins Bild passt wird entfernt. Servus, Baba.
Warum viele Menschen wegsehen, wenn es um Elend in unserer Welt geht? „Weil es seelisch belastend ist hinzusehen“. Wir haben in unserem Projekt für Obdachlose genau hingesehen und vor allem zugehört. Wenn ich heute nach diesem Projekt an einem Obdachlosen vorbei gehe, dann nehme ich sie oder ihn als Person wahr. Nicht nur als eine farblose Möblierung meines Alltags.
Ohnehin: Wir urteilen schnell über andere. Sind unsere eigenen Handlungen etwa immer die richtigen? Verurteilendes Denken hat schon eine zerstörerische Kraft. Wir wollen uns oft nicht in andere hineinversetzen und vergessen dabei, dass unsere Perspektive nicht immer allgemeingültig ist. Dass es mehr gibt als das, was wir gerade wahrnehmen können. Limitieren uns damit selbst.
Obdachlosigkeit kann JEDEN treffen.
Die vielen Begegnungen mit obdachlosen Menschen haben meine Sicht auf viele Dinge verändert. Wer sich den unbequemen Schattenseiten verschließt, dem wird im Leben vieles verborgen bleiben. Ja, worum geht es im Leben denn wirklich?
Unser zero-budget Dokumentarfilm Obdachlos – Zuhause am Rande der Gesellschaft zeigt, wie man mit nur wenig Mitteln etwas für Obdachlose bewegt und schafft Bewusstheit. Viele Menschen wissen nicht, wie sie richtig reagieren sollen, wenn sie einen Obdachlosen sehen. Ganz einfach: Helfen ist überhaupt nicht kompliziert. Hinsehen statt wegsehen – miteinander sprechen.
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